Nachwort

Der Krieg entläßt seine Kinder. Aber: Es sind keine! Sind erwachsene Kinder. Kinder, die nicht Kind sein konnten, durften. Die eben deshalb auch nicht wirklich erwachsen werden konnten, durften. Kinder, um ihre Kindheit, das heißt vor allem um die Unbedarftheit gebracht. Denn ihnen blieb keine andere Chance, als mit überlebensgroßem Überlebens-kampfgeist zu Werke zu schreiten. Um den allerdings enorm hohen Preis kindlich fideler Gedankensprünge, phantastischer Umwege, wunderbarer Widerspruchlichkeiten. Und mit dem Vergnügen verloren sie — selbst-redend — die Vergnüglichkeit. Was ihnen blieb, war Verhärtung und Härte, vor allem gegen sich selbst. Das sind die bei all dem existentiellen Elend selten beachteten Folgen von Krieg und Nachkrieg für die überlebenden Kinder. Für eine Generation, die sich selber selten in Augenschein nimmt, schon gar nicht ihre — eben strangulierte — Kindheit.

Diese Reflexion zu unternehmen, das ist der Verdienst dieses Buches. Ein Stück Literatur, das, indem es den Einzelfall aufzeichnet, Allgemeines aufzeigt, sich aufs heikle Terrain autobiographisch ansetzender Epochenskizze vorwagt. Ein Stück Literatur, das nur — wie hier — radikal aus kindlicher Perspektive geschrieben werden kann. Ohne dabei Kinderbuch zu sein. Denn das Kind in diesem Buch ist ein erwachsenes Kind. Ist der Mann im Kinde.

Ulrich Land

freier Schriftsteller, Wuppertal

  

Der Autor
Leseproben
Titelbild
Vorwort

Rezensionen
Zurück zum Katalogeintrag
Startseite
Weitere Onlineangebote zum Thema