Vorwort

Der zweite Weltkrieg war vorbei. In den Städten waren die Schaufenster wieder voll, die Bombentrichter fast alle eingeebnet und in der BRD gab es schon die ersten Millionäre.

Auch Bergisch Gladbach erneuerte und vergrößerte sich: Bauernhöfe verschwanden über Nacht und auf den Feldern und Wiesen entstanden neue Siedlungen: In Hand, in Heidkamp, am Gerhard-Hauptmann-Platz, an der Scheidbachstraße, der Schmid-Blegge-Straße. Aber die Ostvertriebenen, die sie bevölkerten, wurden von den neuen Ämtern, den Büros, den Banken, den Geschäften und der aufblühenden Industrie sofort aufgesogen. Viele Arbeitsplätze blieben immer noch unbesetzt. So schickten auch Bergisch Gladbacher Firmen ihre Personalchefs in die Flüchtlingslager, um dort, mit Versprechungen von bereitstehenden Werkswohnungen, Arbeitskräfte anzuwerben. Zanders brachte auf diesem Wege, in der Mitte der fünfziger Jahre, über hundert Spätheimkehrer-Familien nach Bergisch Gladbach. Und unsere Stadt bekam wiederum drei neue Straßen: die Schneppruthe, die Nikolaus-Lenau-Straße und die Richard-Dehmel-Straße.

Die meisten dieser 'Spätheimkehrer' gaben sich mit ihrer Arbeit und dem gesicherten Einkommen zufrieden. Ein paar nur stürzten sich, mit viel Fleiß, Unternehmungslust und Mut, kopfüber in den Hexenkessel des Wirtschaftswunders. Manche von ihnen brachten es sogar zu bescheidenem Wohlstand; einer sogar zum Großunternehmer. Andere jedoch wurden enttäuscht und kehrten bald in die Fabrik und zum gesicherten Einkommen zurück.

Zwei Unverbesserliche aber wollten, verbissen wie Ameisen, mit immer neuem Anlauf, das Schicksal bezwingen. Doch trotz ihrer unbändigen Unternehmungslust fehlte ihnen doch noch etwas — vielleicht nur jenes bißchen Glück, das man haben muß ...

Michael Eberhardt

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