Papier lag stets auf dem Nachttisch:

Der neue Lyrikband des Wiesbadeners Karl Friebe ist erschienen

Karl Friebe erzählt es mit wenigen Worten. Er war zwei, als seine Mutter starb, vier Jahre später verlor er seinen Vater. Seine erste Frau starb nach 43 Jahren Ehe an einem Gehirnschlag, seine zweite Frau wurde vor seinen Augen überfahren. Wenn der 93jährige Wiesbadener darüber spricht, wirkt er so, wie er seinen Großvater beschreibt, bei dem er aufwuchs - wie "ein ruhiger, beständiger Mann".

Liest man Friebes neuesten Lyrikband "Die Liebe kann nicht untergehn" mit Gedichten aus der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis 1996, merkt man jedoch deutlich, wie ihn der Tod seiner beiden Frauen mitgenommen hat. Stellenweise schreibt er da aus Verzweiflung heraus:

 

"Ich sitze ganz allein im Zimmer,

du bist so weit von mir verreist.

Es wird von Tag zu Tage schlimmer!

Und ohne dich bin ich verwaist."

 

Dann aber begehrt er auf gegen Tod und Resignation, glaubt daran, den geliebten Menschen über die Trennung hinaus verbunden zu bleiben. Neben der Kraft, die ihm seine zwei Söhne gegeben hätten, habe ihm das Dichten geholfen, mit dem Schmerz fertigzuwerden, mitten in der Nacht, wenn er aufwachte, wenn es raus mußte, was ihm durch den Kopf ging. Papier lag auf seinem Nachttisch, er schrieb im Bett.

Friebes erstes Büchlein mit Gedichten Eichendorffs, Hauptmanns, Schenkes und anderer Schlesier, das er zusammenstellte, erschien in einer Auflage von 2000 Stück in der Kriegsgefangenschaft in Livorno. Schlesien hatte ihm schon als Lehrer in Hohgiersdorf viel bedeutet. Dort, nur 15 Kilometer von seinem Geburtsort Schweidnitz entfernt, studierte er vor dem Krieg mit jungen Bauern und Lehrlingen Volkstänze und -lieder ein, den ersten Akt von Hauptmanns Märchendrama "Die versunkene Glocke". Er setzte, als er von 1947 an in der Biebricher Pestalozzischule unterrichtete, diese Arbeit in Wiesbaden fort, hielt Vorträge über die schlesische Mundart, baute in der Landsmannschaft Schlesien eine Sing- und Trachtengruppe auf. Dabei habe er immer auf seine erste Frau Dorothea zählen können. Sie übertrug beispielsweise den Schwank "Die geliebte Dornrose" des schlesischen Barockdichters Andreas Gryphius aus dem Dialekt des 17. in den des 20. Jahrhunderts. Wieviele Gedichte er über Schlesien, die Natur und die Liebe verfaßt hat, hat er nicht gezählt. Überschaubar blieb die Menge der Gedichte großer - nicht nur schlesischer Dichter und von ihm selbst, die er vertonte: 40 bis 50. Mitempfinden ermöglichen, Mut machen sollen seine Verse und Lieder, Freude bereiten. Wie auch er sich freut, wenn andere seine Arbeit schätzen. Heinz Rühmann habe ihm "sehr herzlich, sehr anerkennend" auf eins seiner Bücher hin geschrieben, "auch Richard von Weizsäcker und Helmut Kohl". Den Brief, den ihm die 25jährige Enkelin seiner Lebensgefährtin Ida Müller zu "Die Liebe kann nicht untergehn" schrieb, hüte er, sagt Ida Müller, wie einen Schatz.

(Martin Mergh Wiesbadener Kurier 12.07.1997)

 

 

Erlebte Liebe in 90 Lebensjahren

 

Liebe ist ein großer Begriff - viel umfassend, man denkt meist an die Liebe zwischen den Geschlechtern. Heute sagt man dazu 'Sex', ein Wort, das wir früher nicht gebrauchten. In der Liebe ist die persönliche Zuneigung die beste Voraussetzung für die notwendige körperliche Begegnung. Nur Sexverhältnisse halten meist nicht lange.

 

Es gibt auch andere wichtige Formen der Liebe, wie Menschenliebe, Mutterliebe, Liebe der Kinder zu den Eltern, Vaterlandsliebe - leider oft mißbraucht - Heimatliebe nicht zu vergessen.

 

Gute Liebesgedichte müssen eigenes Erleben enthalten in schöner, auch offener, aber nie obszöner Sprache.

Ein großer Teil meiner Liebesgedichte entstand während des 2. Weltkrieges, in der Kriegsgefangenschaft und in den ersten Nachkriegsjahren.

Nach dem plötzlichen Tod meiner ersten Frau Dorothea (1972) und nach dem Unfalltod meiner zweiten Frau Ilse (1986) habe ich wieder Gedichte geschrieben und darin Trost und Hilfe gefunden.

Alles, was ich jemals schrieb, gilt auch für meine jetzige Lebensgefährtin in gleicher Weise. Besonders gilt für sie und uns beide:

 

Ich bin stets da

und neben dir

und weiche keinen Schritt

von deiner Seite hier.

 

Ich hoffe, daß viele an den Liebesgedichten Freude haben und Ähnliches erlebten. Für Zuschriften und Kritik bin ich immer dankbar.

 

 

Herzlich danke ich meiner Schwiegertochter Barbara Friebe für ihre Unterstützung bei der Herausgabe dieses Buches.

 

 

Karl Friebe

 

 

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